Sehenswürdigkeiten in der Oberlausitz – Unterwegs auf der Umgebindehausstrasse Teil 1

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[ANZEIGE] Die Oberlausitz liegt im östlichsten Teil Deutschlands, im ländlich geprägten Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen. Die  sächsische Region wurde stark von den europäischen Nachbarn beeinflußt, die Textilherstellung hat eine lange Tradition und die abwechslungsreiche Landschaft begeistert Radfahrer wie Wanderer gleichermaßen. Die Oberlausitz ist aber vor allem die Heimat der malerischen Umgebindehäuser, die nur in dieser Gegend zu finden sind und mit viel Leidenschaft gepflegt und erhalten werden. In diesem umfangreichen Beitrag nehme ich Dich mit zu den schönsten Orten und Sehenswürdigkeiten auf der Oberlausitzer Umgebindehausstrasse und habe auch einige Tipps zu Kulinarik, Unterkunft und Unternehmungen zusammengstellt. Mach es Dir gemütlich, nimm Dir Zeit und lass Dich für die tolle Region begeistern! Los geht es mit Teil 1 von 2.

Inhalt

Die schönsten Sehenswürdigkeiten in der Oberlausitz

Die glamourösen Sehenswürdigkeiten und Trubel wie in den großen Metropolen Deutschlands wirst Du auf der Umgebindehausstraße nicht finden. Dafür begegnest Du liebenswerten Menschen die so herrlich das „R“ rollen, lernst historische Windmühlen in einer idyllischen Landschaft, informative Heimat- und Textilmuseen, ein UNESCO Weltkulterbe und die malerischen Umgebindehäuser kennen und lieben. Aber zuerst zeige ich Dir, was die Umgebindehäuser so besonders macht, erkläre Dir, wie sie entstanden und woher der Name Umgebinde kommt, denn ich habe auf meiner Reise viel über sie gelernt. Wer Fachwerk liebt, sollte sich die Umgebindehäuser der Oberlausitz unbedingt ansehen!

Faszination Umgebindehaus

Doppelstuben Umgebindehaus

Heimat der Umgebindehäuser ist die Oberlausitz und die angrenzenden schlesischen und nordböhmischen Gebiete. Schätzungsweise 19.000 Häuser sind bis heute im Umgebindeland erhalten, davon stehen ca. 6.000 in der Oberlausitz. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handle sich einfach nur um auffallend breite Fachwerkhäuser, verziert mit hölzernen Rundbögen. Dabei verbirgt sich eine einzigartige Kombination aus Fachwerk-, Block-, und Massivbauweise in den Häusern, vielleicht sind sie sogar die Perfektion der Fachwerkbauart? 

Eine schlaue Kombination: Im Erdgeschoss befindet sich auf mindestens einer Hausseite eine Blockstube, die unabhängig vom restlichen Haus getrennt eingebaut wurde.  Blockstuben werden aus übereinander geschichteten Holzstämmen errichtet und gelten als gute Wärmespeicher. Daher wurden auch nur die Holzstuben beheizt. Der Hausbau in Blockbauweise war unter der slawischen Bevölkerung sehr verbreitet und wurde durch den Einfluß von Einwanderern aus Franken und Thüringen mit einem Fachwerkbau ergänzt. Das Obergeschoss wurde nun in Stockwerkbauweise gezimmert und häufig zur Straßen- oder Traufseite verschiefert. Der Eingangsbereich mit Lagerräumen wurde oft zum Schutz vor Brand und Einbruch massiv gebaut. Es entstand eine spannende Mischung der Bauweisen, die viele Vorteile brachte.

Umgebindebögen

Was bedeutet Umgebinde: „Umbunden“ wurde die Blockstube mit einer hölzernen Stützkonstruktion, die das Haus umfasste. Das Gewicht des Obergeschosses und Daches ruht dadurch auf den Stützen und entlastet den Stubenkörper. Der Blockstube tut´s gut und wir erfreuen uns über die schönen Holzbögen, die mit Blumenschmuck dekoriert und verschnörkelten Fensterrahmen etwas märchenhaftes ausstrahlen und die Schönheit der Umgebindehäuser ausmachen. Wie romantisch!

Blockstube mit Ritscheln

Eine weitere Besonderheit im Umgebindehaus sind die Ritscheln. Die Holzschiebeläden können von innen vor das Kastenfenster geschoben werden und verriegeln das Fenster. Kein Licht fällt mehr ein und bei Regen, Sturm oder Kälte muß das Fenster nicht geöffnet werden um die Fensterläden zu schließen. Eine weitere, grandiose Problemlösung, die kunstvoll bemalt die Blockstube auch noch so schön schmückt.

Von Webern und Faktoren

Webstuhl in typischer Blockstube

Die Oberlausitz klapperte: Die Umgebindehäuser der Oberlausitz wurden stark von der Leineweberei geprägt. Die Menschen waren lange Zeit Landwirte, die für den Eigenbedarf als auch im Nebenerwerb in ihren Blockstuben Leinen webten und den benötigten Flachs selbst anbauten. Nach dem dreißigjährigen Krieg änderte sich die Situation und Tuchhändler, sogenannte Faktoren, übernahmen den Handel mit Leinen nach ganz Europa. Sie ließen den Flachs von den Bauern anbauen, verspinnen und stellten den Hauswebern den Garn zur Verfügung. In der ganzen Oberlausitz muss man das Klappern der Webstühle gehört haben. Für ihre Arbeit erhielten die Weber einen festen Lohn und die Faktoren fuhren große Gewinne ein und wurden unfassbar reich.

Faktorenhof

Den Reichtum sah man natürlich den großen Faktorenhöfen an. Die Faktoren lebten teilweise wie Könige und mauerten sich aus Angst vor Überfällen regelrecht ein, denn in der Umgebung waren Räuber sehr aktiv. Typisch für die großen Faktorenhöfe sind verstärkte Eingangstüren, vergitterte Fenster und massiv gebaute Warenlager im Erdgeschoss. Besonders wohlhabende Faktoren ließen ihre Wohn- und Verhandlungsräume mit prächtigen Wand- und Deckenmalereien verzieren, ihre Häuser ähnelten kleinen Palästen. 

Sehenswürdigkeiten in Ebersbach-Neugersdorf

Ausgangspunkt meiner Reise auf der Umgebindehausstraße ist die Spreequellstadt Ebersbach-Neugersdorf. Die 11.000 Einwohnerstadt liegt direkt an der deutsch-tschechischen Grenze, idyllisch eingebettet zwischen Bautzen und Zittau im Lausitzer Bergland. Sie entstand aus dem Zusammenschluß der Gemeinden Ebersbach und Neugerdorf im Jahr 2010. Die Nachbarorte wurden 1306 zum ersten Mal erwähnt. Haupteinnahmequelle war lange Zeit die Leineweberei, die sich zu einer bedeutenden Textilindustrie entwickelte. In Ebersbach-Neugersdorf begegnest Du faszinierenden Zeitzeugen aus der Hochzeit der Textilherstellung, wunderschönen Umgebindehäusern und kannst Oberlausitzer Spezialitäten genießen. Ich habe ein paar tolle Unternehmungsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten zusammengestellt! 

Alte Mangel

Eines der schönsten Umgebindehäuser steht in Ebersbach-Neugersdorf und Du solltest es Dir unbedingt ansehen! Du wirst begeistert sein! Die „Alte Mangel“ ist ein ehemaliges Wohn- und Wirtschaftsgebäude, das 1782 zu einem Faktorenhaus umgebaut wurde, um mit churfürstlich-sächsischer Genehmigung Leinen durch Mangeln und Färben zu veredeln. Das Gebäude ist ein wunderbares Beispiel für die Faszination Umgebindehaus. Nicht nur die Größe beeindruckt, auch die Umgebindebögen sind wunderschön geschnitzt, die Fensterrahmen verschnörkelt, gehäkelte kleine Gardinen zieren die Fenster und Sonnen-Ornamente sind in der Verschieferung  eingearbeitet. Richtig märchenhaft!

Die Alte Mangel ist heute eine Begegnungsstätte, Museum und Veranstaltungsort in einem. Das Gebäude wurde nach der Wende aufwendig saniert und wird vom Kultur- und Landschaftspflegeverein e. V. gepflegt und erhalten. Der große Veranstaltungssaal und die zwei Blockstuben werden gerne für Hochzeiten und Veranstaltungen gemietet, junge Brautpaare schätzen am schönsten Tag im Leben das nostalgische Flair sehr. 

Heimatbewusste Oberlausitzer geben Erbstücken aus Großmutters Haushalt und Großvaters Hof eine neue Heimat und stellen sie der Kultur- und Bildungsstätte zur Verfügung. Die Ausstellungsräume dokumentieren u. a. die aufwändige Prozedur des Kaltmagelns. An den unterschiedlichen Mangeltypen kann man sich ein Bild von dieser anstrengenden Arbeit machen. Wie sehr ich doch mein Dampfbügeleisen schätze!

Es haben sich viele Alltagsgegenstände angesammelt, die uns für eine kurze Zeit in eine andere Epoche mitnehmen. Besonders interessant fand ich den Themenbereich Aussteuer, Wäsche und Hygiene. Ohne Aussteuer fand man keinen Ehemann! Für die Mitgift wurde schon früh im Kindsalter gesammelt und gespart, denn die Ehefrau musste Hausrat und Güter mit in die Ehe bringen. Was man hatte, besaß man für das ganze Leben und wurde liebevoll mit Initialen gekennzeichnet.

Öffnungszeiten: Montag-Freitag, 9.00-12.00 Uhr

Adresse: Georgswalderstr. 1, 02730 Ebersbach-Neugersdorf

Info: www.alte-mangel.de

LAUTEX Stammhaus

Ein Umgebindehaus mit einer etwas jüngeren, für den Ort ebenfalls bedeutenden Textiltradition ist das LAUTEX-Stammhaus von 1880 in Neugersdorf. 1834 gründete der Textilunternehmer Carl Gottlieb Hoffmann dort eine Firma, die Blätter für Webstühle band. Bis heute heißt das Areal im Volksmund noch „ben Bloattbindern“. Die Firma C. G. Hoffmann AG Neugerdorf entwickelte sich zu einer der führenden Textilunternehmen in ganz Deutschland. 1834 stellte sie als erste mehrere Bandwebstühle auf und leitete 1855 durch die Nutzung von Dampfmaschinen die Industrialisierung in der Region ein.

Das Umgebindehaus wurde 1923 im Stil des Art Déco umgebaut, wunderschöne Tapeten blieben dank aufwendigen Restaurationsarbeiten erhalten.

Es entstand ein riesiges Firmengelände mit mehrstöckigen Fabrikhallen und einer der ersten Betriebsfeuerwehren. 1946 folgte die Enteignung, die in den 1970er Jahren zum Zusammenschluss mit anderen Textilunternehmen der Oberlausitz zum „Kombinat Oberlausitzer Textilbetriebe“ (LAUTEX) führte. Bis zu 12.000 Arbeiter waren hier angestellt. Infolge der Wende wurde das Unternehmen privatisiert, die Maschinen abgebaut und günstig nach China verkauft. Tausende Menschen wurden arbeitslos und verließen ihre Heimat. Eine menschliche Tragödie, wie sie viele nach der Wende erlebten. Der Wasserturm sowie das Feuerwehrgerätehaus stehen noch. Heute ist dort ein Kultur- und Bildungszentrum untergebracht und 2023 wurde auf dem leerstehenden Fabrikgelände die erste Bienenerlebniswelt Sachsens errichtet. Ein sehr interessantes Areal!

Im Erdgeschoss des Lautex-Stammhauses ist die Erfolgsgeschichte der Firma C. G. Hoffmann in einer kleinen Dauerausstellung dokumentiert. Wenn Du Dich für das Thema Textilindustrie in der Oberlausitz interessierst, solltest Du Dir die Ausstellung ansehen. Einfach klingeln, dann wird Dir zu den Öffnungszeiten der Stiftung Umgebindehaus geöffnet.

Stiftung Umgebindehaus im LAUTEX-Stammhaus

Das geschichtsträchtige Haus beheimatet heute die Stiftung Umgebindehaus und eine Bauteilebörse. Die spendenfinanzierte Stiftung berät Hausbesitzer und Interessierte zu allen Fragen rund ums Umgebindehaus, seiner Erhaltung und Kaufabwicklung. Außerdem vermittelt sie Fördermittel von Dritten, Fachfirmen und beteiligt sich selbst mit Fördergeldern. Alle zwei Jahre vergibt sie zusammen mit der Kreissparkasse Bautzen und Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien den mit 7.000 € dotierten Umgebindehauspreis.

Adresse: Ernst-Thälmann-Straße 42, 02727 Ebersbach-Neugersdorf

www.stiftung-umgebindehaus.de

Oberlausitzer Umgebindehausstraße

Seit 2017 ist die Oberlausitzer Umgebindehausstraße Teil der Deutschen Fachwerkstraße. Die in acht Regionalstrecken unterteilte Ferienstraße verbindet die schönsten Fachwerkstädte Deutschlands. Die 112 km lange Oberlausitzer Strecke führt durch die Städte und Gemeinden Ebersbach-Neugersdorf, Seifhennersdorf, Großschönau, Mittelherwigsdorf, Oderwitz, Herrnhut und Kottmar. Den Besucher erwartet auf der Rundtour ein abwechslungsreiches Ferienerlebnis. 

www.deutsche-fachwerkstraße.de

Fachwerk Fußroute

Auf der zweigeteilten Fachwerk Fußroute entdeckst Du wunderschöne Umgebindehäuser und idyllische Ecken im Stadtteil Ebersbach. Du kommst an Bauernhöfen, romantischen Gärten, Feldern und Pferdekoppeln vorbei. Besonders schön ist die Rundtour am Oberen Kirchweg, dort kannst Du auch eine Kaffeepause in der Kaffeerösterei einlegen, das Kaffeemuseum besuchen oder kehrst im Gasthof Brauerei ein, beide stelle ich Dir später noch genauer vor. Der Fackwerk Fußroute ist ganz leicht zu folgen, die braunen Schilder der Deutschen Fachwerkstraße weisen den Weg. Stellenweise befindest Du Dich ebenfalls auf dem Ebersbacher Rundweg, der mit einem frechen Wildschwein markiert ist und sich ebenfalls sehr lohnt!

Hugenottenhaus - Aufnahme von André Schmitt

Der östliche Teil der Route beginnt bei der barocken, evangelischen Saalkirche, die du Dir unbedingt ansehen solltest. Du erlebst Ebersbach auch im zweiten Teil von seiner ländlichen Seite und spazierst an Feldern und der Oberspree entlang bis zum Hugenottenhaus von 1602, dem ältesten Umgebindehaus der Oberlausitz. Der Inhaber wurde für die denkmalgerechte Sanierung mit dem Umgebindehauspreis 2020 prämiert. Da ein Baugerüst die Sicht auf das Haus versperrte, stellte er mir freundlicherweise dieses Foto zur Verfügung. Eine wirklich schöne Tour, für die Du einen kompletten Nachmittag einplanen solltest!

Auf der Homepage von Spreequellland findest Du einige Routen von Outdooractive, um Ebersbach-Neugersdorf und die Region zu erkunden.

www.spreequellland.info/Oberlausitzer-Umgebindehausstrasse

Übernachten im Faktorenhaus

Christina und Tom Umbreit aus Dresden haben sich ihren Umgebindetraum erfüllt, das Faktorenhaus C.W. Henke von 1831 gekauft und mit viel Eigenleistung denkmalgerecht  saniert. Sie schufen ein außergwöhnliches Ferienhaus für bis zu 11 Personen. Die Idee war Großfamilien oder Freundesgruppen gemeinsame Zeit unter einem Dach zu ermöglichen, jedoch auch Rückzugsmöglichkeiten anzubieten, da bot sich die ehemalige Tuchhändlervilla an.  Wichtig war den zwei ambitionierten Denkmalschützern die Geschichte des Hauses und die Spuren der ehemaligen Bewohner zu erhalten. Für die vorbildliche Restaurierung erhielten sie 2020 den 1. Platz des Bundespreises für Handwerk in der Denkmalpflege. Eine tolle Anerkennung für ihre Leistung!

Das Faktorenhaus hat eine Wohnfläche von 260 m², dazu einen wilden Garten mit Sitzmöglichkeiten und einem alten Baumbestand. Im gemauerten Eingangsbereich findet man die typischen Kreuzgewölbe eines Faktorenhauses, vergitterte Fenster und zum Schutz der einstigen Tuchlager schmiedeeiserne Türen. In so einem ehemaligen Lager ist eines der fünf, individuellen Schlafzimmer untergebracht. Faktoren reisten viel in der Welt zu den Absatzmärkten und die Weltoffenheit spiegelt sich in der Gestaltung der Räume wieder. Die Blockstube im Art-Déco Stil gleicht wie das gesamte Haus einem Museum, bestückt mit Kunstgegenständen aus der ganzen Welt. Restauratoren legten wunderschöne, historische Tapeten frei und Meißner Öfen wurden wieder instand gesetzt. Was für ein überwältigendes Ambiente!

Im Obergeschoss sind die anderen drei Schlafzimmer, die Gemeinschaftsküche, Speisezimmer mit einer Tafel an der alle Platz finden und ein gemütliches Wohnzimmer im Lounge-Stil mit Musikanlage untergebracht. Duschen und baden wird in diesem Haus zu einem echten Erlebnis. Das Ferienhaus darf zwar seinen ursprünglichen Charakter behalten, jedoch wurden moderne Standarts behutsam integriert. Eine Fußbodenheizung wurde eingebaut und an kalten Tagen wärmt eine Sauna von innen.

Der kleine Faktor

Für zwei Personen ist das große Faktorenhaus natürlich zu groß und so zogen wir in den nicht minder schönen, kleinen Faktor im ehemaligen Wirtschaftsgebäude hinter dem Hauptgebäude ein.  Der 50 m² große kleine Faktor mit Loftcharakter ist rollstuhlgeeignet und bietet Platz für 2-3 Personen. Die Einrichtung ist sehr hochwertig und Produkte von regionalen Herstellern unterstreichen die Heimatverbundenheit und Wertschätzung. Um den ehemaligen Schornstein wurde eine moderne Einbauküche gebaut, die alles beinhaltet, was man für die Selbstversorgung benötigt.

Das Schlafzimmer hat mir farblich sehr gut gefallen, die Wände sind mit matten Farben gestrichen und harmonieren ganz wunderbar mit den Heimtextilien. Das Badezimmer ist großzügig geschnitten und bietet dank der Regendusche Wellnessmomente. Familie Umbreit hat mich mit ihrem Gespür für Qualität, Design und Harmonie total begeistert, wir haben uns in dem außergewöhnlichen Apartment sehr wohl gefühlt.

www.faktorenhaus.de

Kaffeemuseum und Kaffeerösterei

Nur wenige Schritte vom Faktorenhof entfernt befindet sich in einem Vierseitenhof von 1820 die Kafferösterei von Familie Scholz, ein Kaffeemuseum sowie zwei Ferienwohnungen. Der Umgebindehof ist baulich sehr interessant, da es das einzige Umgebindeensemble mit 14 zusammenhängenden Umgebindebögen ist. Ursprünglich wurde er als Bauerngut erbaut, im frühen 19. Jahrhundert von Textilhändlern gekauft und vergrößert. Der Hof wurde schließlich von C. F. Henke aufgekauft und als Warenlager und Appretur genutzt. Henke beschäftigte zeitweise bis zu 2.000 Weber und produzierte für den orientalischen Markt. Sein Ruf führte schließlich zu einem Besuch des sächischen Königs Johann im Jahr 1856. 

Friedbert Scholz und seine Frau Simone erwarben den leerstehenden Hof und renovierten ihn sehr behutsam, um den historischen Charakter nicht zu verändern. Sie erfüllten sich den Traum der Selbstständigkeit und eröffneten eine Kaffeerösterei mit Museum. 2020 erhielten die Kaffee-Enthusiasten für ihr wertvolles Angebot den Tourismuspreis des ostdeutschen Sparkassenverbandes. Friedbert Scholz röstet in einem urigen Gewölbe unter dem Museum edle Arabica Bohnen in einem Trommelröster. Der schonend geröstete Kaffee enthält wenig Säure und im Sortiment gibt es von milden bis würzig-kräftigen Sorten für jeden den perfekten Kaffee. Montags ab 11 Uhr wird „Schaurösten für jedermann“ inklusive Verkostung und Museumsrundgang angeboten. Der Preis liegt bei 13 € pro Person.

Im kleinen Kaffeemuseum, das eines der drei Kaffeemuseen in Deutschland ist,  haben sich mittlerweile über 300 Exponate aus der Welt des Kaffees angesammelt.  Einige Gegenstände kennt man noch aus Omas Küche aber so manches ist auch einem unbekannt. Früher röstete man sich zuhause selbst in kleinen Öfchen den Kaffee und mahlte die Bohnen anschließend in Handmühlen. Du erfährst viel über die Tradition des Kaffeetrinkens und lernst u. a. Kaffee-Urnen, Potsdamer Boiler und Perkolatoren kennen. Warum du keinen Kaffeefilter aus Papier, sondern lieber einen Karlsbader-Filter aus Porzellan verwenden solltest, wirst Du nach Deinem Besuch wissen! Es lohnt sich!

Adresse: Oberer Kirchweg, 02730 Ebersbach-Neugersdorf

www.spree-museumshof.de

Bismarckturm

Auf dem höchsten Punkt von Neugersdorf steht der 19,5 m hohe Bismarckturm. Er ist einer von noch 146 erhaltenen Türmen, die um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert zu Ehren des Reichskanzlers Otto von Bismarck erbaut wurden. Von oben hat man eine grandiose Aussicht auf das Lausitzer Bergland und die Stadt. Geöffnet hat der Turm an Sonn- und Feiertagen von 14.00-17.00 Uhr und auf Anfrage beim Verein „Team Bismarckturm Neugersdorf e.V.“ unter der Telefonnummer: 0174-7238265.

Spreequellen

Am Spreeborn
Am Volksbad

Die 400 km lange Spree entspringt aus drei Quellen im Lausitzer Bergland und fließt durch die drei Bundesländer Sachsen, Brandenburg und Berlin. Durch die Hauptstadt fließt sie auf einer Länge von 48 km durch die Stadt und mündet im Stadtteil Spandau in die Havel. Zwei der drei sagenumwobenen Spreequellen befinden sich in Ebersbach-Neugersdorf, eine am Südhang des Kottmars. Die Quelle am Spreeborn gilt als die Schönste. Ein gusseiserner Pavillon von 1896 umhüllt sie und zeigt die 16 Wappen der Spreestädte. Als die Wasserreichste gilt die mit einem schmiedeeisernen Geländer umfasste Quelle am Volksbad in Neugersdorf. Die dritte Quelle auf dem Kottmar stelle ich Dir im zweiten Teil dieses Beitrags vor.

Ebersbacher Bad

In den Großstädten schließen die Schwimmbäder und in der Oberlausitz hat gefühlt jede kleine Gemeinde ein eigenes Volksbad. Ich muß zugeben, ich bin etwas neidisch und dieses Angebot macht die Oberlausitz für mich als Urlaubsregion noch attraktiver. Das Ebersbacher Freibad liegt direkt im Ortskern neben der evangelischen Stadtkirche und verfügt über zwei Sprungtürme, einen Beachvolleyballplatz, Kinderbecken und Spielmöglichkeiten. Weitere Volksbäder in der Nähe findest Du im Stadtteil Neugersdorf und in den Gemeinden Eibau und Obercunnersdorf.

Lindners Grenzschänke

Herzenstipp: Bei Lindners fühlt man sich wie unter Freunden. Jana Lindners warmer, herzlicher Empfang und die Kochkünste ihres Mannes Daniel beweisen, dass man keinen Stern braucht, um kreativ zu kochen und dem Gast einen genussvollen Abend zu gestalten. Beide sind großartige Gastronomen. Daniel wechselt alle zwei Wochen seine Speisekarte und passt sie der Saison an. Zu finden sind neu interpretierte Klassiker, kunstvoll angerichtete Gaumenfreuden, erlesene Weine und regionale Getränke. Wenn Daniel etwas Luft hat, freut er sich über einen Besuch in seiner Küche und über ein Panoramafenster darf man ihm bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. Die zwei stemmen den Betrieb nur zu zweit, bieten dem Gast trotzdem einen erstklassigen Service und vergeben daher auch nur eine begrenzte Anzahl an Tischen.  Ohne Reservierung wird es schwer einen Tisch zu bekommen, denn die Grenzschänke gilt als der Geheimtipp der Region. Daher empfehle ich Dir mindestens 3 Wochen vorher einen Tisch zu reservieren, die Wartezeit lohnt sich!

Das Restaurant befindet sich in einem sehr gepflegten Umgebindehaus von 1768 mit einer urgemütlichen, wunderschön dekorierten Gaststube. Bei gutem Wetter verbringt man den Abend im idyllischen Biergarten und das Plätschern der Spree begleitet einen durch das  kulinarische Erlebnis. Wir wählten beide das gebratene Schweinefilet am Stück auf Pfifferlingen mit Risotto, Erbsenpüree und Speck-Krusteln und als Nordschwarzwälder freuten wir uns besonders über Daniels Interpretation einer Schwarzwälder-Kirsch. 

www.lindners-grenzschänke.de

Crisela Restaurant

Christian und Manuela Apelts modernes Crossover Restaurant „Crisela“ in Neugersdorf bietet fein zubereitete regionale und internationale Küche. Das Crisela ist bekannt für seine gute Auswahl an Fleischgerichten. Wo immer möglich werden regionale und saisonale Zutaten verwendet. Wer von Spare Ribs, T-Bone Steak und Rumpsteak glücklich wird, ist hier genau richtig! Vegetarier finden aber auch leckere, fleischlose Gerichte auf der Karte. Die Steaks reifen im hauseigenen Dry Ager, jedem Fleischliebhaber muss das Wasser im Mund zusammenlaufen, wenn er am Reifeschrank vorbeiläuft. Ich wählte ein klassisches Kalbschnitzel mit Schwenkkartoffeln und Gurkensalat. Dazu einen Vorspeisensalat mit Nüssen. Sehr lecker und große Portionen!

www.restaurant-crisela.de

Gasthof Brauerei

Gute regionale Oberlausitzer Küchenklassiker, aber auch Geflügel, Fisch und vegetarische Gerichte bekommst Du im Gasthof Brauerei. Wenn Du also Oberlausitzer Teichelmauke oder Zwiebelsuppe mit Wachtelei probieren möchtest, bist Du hier richtig. Die Ebersbacher gehen gerne in den gemütlichen Gasthof und schätzen die bodenständige Küche von Ben Bahner. Der Service ist sehr freundlich und zuvorkommend und das Ambiente im rustikalen Kreuzgewölbe gemütlich. Unbedingt probieren solltest Du die Gurken-Zitronen Limonade vom regionalen Hersteller Menschel. Ich wählte als Vorspeise eine schlesische Festtagssuppe mit Piroggen und als Hauptgang Svickova, das ist ein böhmischer Rinderbraten mit Sahnesauce, Apfelrotkraut und böhmischen Knödeln. Sehr lecker und reichlich!

www.gasthof-brauerei.de

Sehenswürdigkeiten im Textildorf Großschönau

In der Flussaue der Mandau an der deutsch-tschechischen Grenze liegt das Textildorf Großschönau. Im 12. Jahrhundert siedelten sich hier fränkische Siedler an. Der Name Schönau kommt von „schöne Aue“, die ersten Siedler erkannten wohl auch die besonders schöne Lage im Zittauer Gebirge.

Großschönau entwickelte sich vom kleinen Waldhufenbauerndorf zu einem weltbekannten Textilstandort. Im Gegensatz zu vielen Nachbargemeinden produzieren hier heute noch namenhafte Hersteller, Möve Frottana und Damino z. B. dürfte für viele ein Begriff sein. Wer in die spannende Textilgeschichte der Oberlausitz eintauchen möchte, sollte auf jeden Fall Großschönau besuchen. Durch den malerischen Ort fließt die idyllische Mandau, an der sich viele der insgesamt 660 Umgebindehäuser reihen.  Besucher schätzen besonders die gute Luft und die schöne landschaftliche Lage. Wir haben hier einen Nachmittag verbracht und ich zeige Dir, was Du im Textildorf unternehmen kannst.

Deutsches Damast- und Frottiermuseum

Tipp: 1666 wurden die Brüder Lange nach Holland entsandt um die Kunst der Damastweberei nach Großschönau zu bringen. Von hier verbreiteten sich die Herstellungsverfahren der Damast- und später der Frotteeweberei nach ganz Deutschland und brachten den Fabrikanten unglaublichen Reichtum. Im Deutschen Damast- und Frottiermuseum Großschönau mit Schauwerkstatt wird in einer ehemaligen Damastfabrikanten-Villa diese Erfolgsgeschichte erzählt. Einen Besuch kann ich Dir wirklich nur empfehlen!

Was ist überhaupt Damast? Wie kam die Damastweberei nach Großschönau? Wo waren die Absatzmärkte? Die Ausstellung behandelt diese und andere Fragen, informiert über den Weg vom Entwurf zum Muster und zeigt prachtvolle Damast-Tischwäsche made in Großschönau. Von den großen Königshäusern Europas wurden die wertvollen Tischwaren bestellt. Die fürstlichen Tafeln hatten oft eine Breite von 5-6 m, dementsprechend riesig waren die Tischdecken. Eine kostete soviel wie ein Gutshof und brauchte 2 Jahre in der Herstellung.

Auf dem Museumsrundgang lernst Du berühmte Musterzeichner und ihre wunderschönen Arbeiten kennen. Zeitweise waren um die große Nachfrage zu bedienen über 1.000 Damastwebstühle im Einsatz. Einer der letzten funktionsfähigen Damasthandzugwebstühle Europas steht im Museum und wird gelegentlich zu Demonstrationszwecken betätigt. Ab 1856 begann man mit der Herstellung von Frottierwaren, denen auch ein eigener Themenbereich gewidmet ist. Eine Museumsführung hat uns noch nie so viel Spaß gemacht, wie die mit Herrn Pavlik durch die Welt der Damastweberei.

Öffnungszeiten: Dienstag–Freitag 10–17 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag 14–17 Uhr
Adresse: Schenaustraße 3, 02779 Großschönau

Textillehrpfad

Tipp: Auf dem Textillehrpfad kannst Du auf Spurensuche gehen und bedeutende Gebäude der Textilherstellung entdecken. Der Rundweg führt an ehemaligen Fabriken, Weberhäusern und Unternehmervillen vorbei. 30 Informationsstelen liefern interessantes Hintergrundwissen zu den einzelnen Stationen und zeigen historische Aufnahmen. Den Flyer mit Wegbeschreibung erhältst Du im Damast- und Frottiermuseum.

Gaststätte am Heimatmuseum

Bodenständige, regionale Küche bekommst Du gleich neben dem Museum in der „Gaststätte am Heimatmuseum“. Bei schönem Wetter hat der Biergarten geöffnet. Auf der Karte findest Du eine große Auswahl an Oberlausitzer Spezialitäten wie Gewürzbraten mit Stupperle oder Gulasch mit böhmischen Klößen. Sehr empfehlenswert und große Portionen!

Adresse: Schenaustraße 2, 02779 Großschönau

Sehenswürdigkeiten in Waltersdorf

Ein Ortsteil von Großschönau ist der staatlich anerkannte Erholungsort Waltersdorf am Fuße des höchsten Berges des Zittauer Gebirges. Wie Großschönau entstand der Ort „Walterivilla“ Mitte des 13. Jahrhunderts. Am Sonneberg wurde Sandstein für Mühlensteine gebrochen und in einem Silberbergwerk Silber abgebaut. Der Ort ist von vielen Umgebindehäusern mit kunstvollen Sandstein-Türstöcken geprägt, die wunderschön eingebettet in der bergigen Landschaft liegen. Erholung findest Du im Naturparkgarten, ein naturnah angelegter Garten für die ganze Familie mit Sitzmöglichkeiten, Spielstationen, Barfußweg und Froschteich. 

Naturparkhaus Zittauer Gebirge

Wir sahen uns die informative Erlebnisausstellung „Drinnen erfahren – Draussen entdecken“ im Naturparkhaus Zittauer Gebirge an. Die Ausstellung ist kindgerecht gestaltet und vermittelt einen Überblick über die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten im Zittauer Gebirge. Kinder können ihr Wissen testen und JUNIOR-Ranger werden. In dem ältesten und größten Fachwerkhaus von Waltersdorf sind außerdem die Tourist-Information, Veranstaltungsräume und eine Kaffeerösterei untergebracht. 

Kaffeerösterei Zittauer Gebirge

Tipp: Robin Berndt verwöhnt seine Gäste im Naturparkhaus mit Kaffeespezialitäten, selbstgebackenen Kuchen, Eisbechern und vielen anderen regionalen Leckereien. Die hausgemachten Pflaumenklöse nach Omas Hausrezept mit Pflaumenkompott und Zimt & Zucker musste ich einfach probieren. So lecker und der Cappucino Wiener Art passt perfekt! 

Adresse: Hauptstraße 28, 02799 Großschönau, OT Erholungsort Waltersdorf

Sehenswürdigkeiten in Seifhennersdorf

Seifhennersdorf liegt nahe der tschechischen Grenze in den Tälern der Mandau und des Leuterdorfers Wassers und wird oft auch als „Tor zu Böhmen“ bezeichnet. Die 3.600 Einwohner Landstadt liegt landschaftlich sehr schön und bietet sich daher als ruhiger Urlaubsort bestens an. Entstanden ist der Ort um 1250, als sich mainfränkische Bauern ansiedelten. Auch hier hat die Hausweberei mit teilweise bis zu 700 Webstühlen eine lange Tradition und Umgebindehäuser prägen den 5 km langgezogenen Ort.

Familienurlaub in der Windmühle Seifhennersdorf

Auf einem Berg am Rande von Seifhennersdorf befindet sich die sächsische Bildungs- und Begegnungsstätte „Windmühle Seifhennersdorf e.V.“. Die Windmühle steht leider nicht mehr, dafür aber noch das alte Müllerhaus von 1824 mit einer wunderschönen, bäuerlich dekorierten Blockstube. Hier können Familien Urlaub machen sowie Weiterbildungen und Seminare gehalten werden. In zwei Gästehäusern sind 26 Zweibettzimmer untergebracht, es gibt genügend Platz, um sich auf dem naturbelassenen Grundstück auszutoben und als Familie zusammenzukommen. Das Motto lautet: „Wer nie im Gras gelegen hat, weiß nicht, wie Halme piecken“.

Das Freizeitangebot ist familiengerecht und naturnah. Es gibt u. a. einen Volleyballplatz, einen Spielplatz und Streichelzoo, eine Lagerfeuerstelle oder zum Baden einen Natursee mit anliegenden Glamping-Zelten. Direkt vor der Haustüre verlaufen Rad- und Wanderwege und E-Bikes können ausgeliehen werden. Jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 10 – 14 Uhr wird ein kreatives Kinderbetreuungsprogramm mit Erkundungstouren angeboten. Alleinerziehende Eltern können sich über ein extra Angebot freuen, an alles und jeden wird gedacht! 

Die Aussicht auf Seifhennersdorf und bis nach Tschechien und das Zittauer Gebirge ist vom Windmühlenberg klasse. Es gibt für die ganze Familie viele Unternehmungmöglichkeiten auf der Oberlausitzer Umgebindehausstraße, im angrenzenden Zittauer – Gebirge und ein Besuch des örtlichen Karasek – Museums sowie des Schauhauses Anno 1614 kann ich auch nur empfehlen.

Von eigenen Bienenstöcken stellt der Verein Honig her und alte Obstbäume liefern die Zutaten für eine super leckere Quitten-Apfel-Minze-Hauslimonade, regionaler geht es nicht!

Adresse: Neugersdorfer Straße 7, 02782 Seifhennersdorf

Info: www.windmuehle-seifhennersdorf.de

Umgebindehaus Anno 1614

Mitten in einem Ensemble von Umgebindehäusern steht eines der ältesten Häuser der Oberlausitz. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben ein Baujahr um 1614. Der Verein „Am Weißeweg 23 e.V. rettete es nach einem Hochwasser vor dem Abriss, reparierte die Wasserschäden und entschied sich nach langen Beratungen es als ein „Schauhaus der Umgebindebauweise“ der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es brauchte 6 Jahre um Förderanträge zu stellen, unterstützende Firmen zu finden und die Bauarbeiten abzuschließen. Ohne ehrenamtliche Hilfe sind solche Projekte nicht umsetzbar und die Stiftung Umgebindehaus war wie so oft auch mit an Bord.

Das Haus soll erkundet werden. An 19 Hörstationen kannst Du Dich mit einem Audioguide über das Gebäude und die Umgebindebauweise informieren. In vielen Räumen heißt es: Kopf einziehen und Platzangst sollt man auch nicht haben. Die Schlafzimmer sind schon sehr klein, für heutige Zeiten unvorstellbar. Zu Anschauungszwecken hat man stellenweise Fundamentreste eines Vorgängerbaus und die verschiedenen Untergründe an den Wänden sichtbar gelassen. 

Das Anno 1614 ist ein weiteres sehenswertes Haus auf der Oberlausitzer Umgebindehausstraße, in dem man die Faszination Fachwerk kennenlernen kann. Da das Haus keine festen Öffnungszeiten hat, erhältst Du die Audioguides in der Windmühle Seifhennersdorf (Neugersdorfer Straße 7, 02782 Seifhennersdorf).

Adresse: Am Weißeweg 23, 02782 Seifhennersdorf

Traditionshof Bulnheim e.V.

Ein wunderbares Beispiel eines ehemaligen Faktorenhofes ist der Traditionshof Bulnheim e.V. im Ortskern von Seifhennersdorf. Das 1754 zu einem Faktorenhof umgebaute Gebäude erhielt seinen heutigen Namen von dem Bautzener Arzt Dr. Bulnheim, der das Anwesen im Jahr 1900 erwarb. Der Bauherr des repräsentativen Gebäudes war jedoch Johann Christian Berndt, der als Leinwandhändler seinen wirtschaftlichen Erfolg demonstrieren wollte. Er ließ ein imponierendes Eingangsportal einbauen und die hölzerne Decke im Paradezimmer mit barocken Blumenornamenten bemalen. Die Faktoren orientierten sich oft am aktuellen Modetrend in Dresden und holten ihn in die ländliche Oberlausitz. Beeindruckend sind auch die alten Kachelöfen und die bemalten Ritscheln in der Bohlenstube.

1994 kaufte die Stadt das Gebäude samt Grundstück und dank des ehrenamtlichen Engagements des Vereins Traditionshof Bulnheim e.V. ist der Hof ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens geworden. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt Brauchtum und traditionelles Handwerk zu pflegen und den Faktorenhof zu erhalten. Jeden Freitag hat die Bücherstube von 10-12 Uhr geöffnet. Gegen eine kleine Spende sind hier gebrauchte Bücher, CDs und Schallplatten erhältlich. Außerdem werden u. a. Lesecafés mit Kaffee und Kuchen, eine Schreibwerkstatt für Kinder, Stoffbörsen, Oberlausitzer Leinewebertage und viele andere heimatbezogene Veranstaltungen angeboten. 

Adresse: Rumburgerstr. 46a

Info: www.traditionshof-bulnheim.de

Karasek Museum

Das Karasek Museum erinnert an den berühmten Räuberhauptmann Johannes Karasek (1784-1809), der in der südlichen Oberlausitz und im böhmischen Grenzgebiet mit seiner Bande sein Unwesen trieb und bevorzugt Faktorenhöfe, Mühlenbesitzer und Geldwechsler überfiel. Er versteckte sich in der Greibichschenke in Leutersdorf. Da er ein sehr elegantes und gepflegtes Auftreten hatte, fiel er lange Zeit nicht auf. Aber jeder Vebrecher fliegt mal auf und so verstarb er in der Festung Dresden. Sein Räubernest wurde abgerissen, damit sich keine andere Bande dort einrichten konnte. Auf Anfrage kann eine Führung mit dem Räuber Karasek durch das Museum gebucht werden.

Im Museum mit Tourist-Information sind aber noch andere interessante Themenräume untergebracht. Richtige Ostalgie kommt in der DDR-Ausstellung auf und einen Eindruck vom bäuerlichen Leben im 18. Jahrhundert erhält man in der sehr schön eingerichteten Bauernstube mit Webstuhl. Viele Themen der Oberlausitz wie die Umgebindebauweise und die Leineweberei werden auch hier thematisiert.

Öffnungszeiten: Di – Do   10.00 – 12.00 Uhr und 13.00 – 16.00 Uhr, Fr 10.00 – 12.00 Uhr, So 10.00 – 16.00 Uhr

Adresse: Nordstrasse 21a, 02782 Seifhennersdorf

Sehenswürdigkeiten in Oderwitz

Wie vielseitig und traditionsbewusst die Gemeinden auf der Oberlausitzer Umgebindehausstraße sind, beweist das als Windmühlen- und Wetterdorf bekannte Oderwitz. Die Gemeinde entstand 1999 durch den Zusammenschluß von Oberoderwitz und Niederoderwitz, die ihren Ursprung in einer slawischen Siedlung haben. Die Ortsgeschichte ähnelt den Nachbargemeinden sehr. Nach der Landwirtschaft war die Damastproduktion lange Zeit eine gute Einnahmequelle, bis nach der Wiedervereinigung die Textilindustrie abwanderte. Neben den 450 Umgebindehäusern hat die kleine Gemeinde einige Unternehmungsmöglichkeiten für die ganze Familie zu bieten. Ich zeige Dir ein paar:

Mühlenpfad

Ursprünglich gab es in Oderwitz 7 Bockwindmühlen, 1 Holländerwindmühle und 8 Wassermühlen. 3 Bockwindmühlen und zwei Wassermühlen sind bis heute erhalten, die Birkmühle ist sogar die erste sächsische Hochzeitsmühle. Auf dem Oderwitzer Mühlenpfad kannst Du diese entdecken und lernst dabei die wunderschöne Landschaft der Oberlausitz und Oderwitz kennen. Auf Outdooractive findest Du zwei Mühlen-Touren, eine kleine und eine große, die beide an der Hinteren Dorfstraße 15 beginnen und enden. Dort gibt es auch Parkmöglichkeiten. Aber auch ohne die App kannst Du den Weg gut finden, einfach den grünen oder blauen Mühlenzeichen folgen.

www.outdooractive.de

Neumannmühle

Der Förderkreis Oberoderwitzer Bockwindmühlen e.V. kümmert sich mit großem Einsatz um die 1850 erbaute Neumannmühle, deren Flügel sich ursprünglich im böhmischen Ullersdorf drehten und 1867 mit 18 Pferdegespannen nach Oderwitz auf den Kühnlesberg transportiert wurde. Die Flügel sind unglaubliche 9 Meter lang und 750 kg schwer. Wenn man davor steht, kann man das gar nicht glauben.  Die Flügel drehten sich jedoch auch nicht oft, da es in der Gegend zu selten kräftige Winde gab. 

Bis 1953 wurde die Bockwindmühle vom letzten Müller Emil Neumann noch betrieben, danach schrotete er nur noch bis 1956. Sein klitzekleines Müllerkämmerlein gewährt einen Einblick in das genügsame Leben eines Müllers. Für das großartige Engagement erhielt der Verein die Verdienstmedaille der Europa-Nostra im Bereich der Erhaltung von Kulturerbe. Auf diese tolle Anerkennung ist man zurecht sehr stolz, denn dem Verein gelang die Finanzierung neuer Flügel sowie einer neuen Außenverkleidung. Am traditionellen Mühlentag am Pfingstmontag kann man die Neumannmühle und 650 andere historische Mühlen in Deutschland besichtigen. Es wird eine kleine Bewirtung angeboten und die Einnahmen fließen direkt in den Erhalt der Mühle.

Info: www.oderwitz.de

Berthold Mühle

Tipp: Engagiertes Vereinsmitglied und zukünftiger Müller der Bertholdmühle in 8. Generation ist der sympathische Franz Berthold. Nach langer Weltreise unterstützt er nun den Familienbetrieb, der ausschließlich Getreide aus der Region mahlt. Zu den Betriebszeiten und auf Anfrage kann die moderne Mühle, die einst nur mit Wasserkraft lief, besichtigt werden. Es lohnt sich, denn sind wir mal ehrlich, wer weiß heute noch, wie unsere Grundnahrungsmittel produziert werden?!

Herzenstipp: Im eigenen Mühlenladen verkauft Familie Berthold ihr gutes Weizen-, Roggen- und Dinkelmehl sowie Nudeln, Gebäck und Honig aus der Region. Da weiß man, woher die Lebensmittel kommen und unterstützt einen ambitionierten Traditionsbetrieb.

Adresse: Dorfstraße 25

Info: www.bertholdmühle.de

Spitzberg

Der Spitzberg sticht wie ein Kegel in der leicht hügeligen Landschaft des Lausitzer Berglandes heraus. Die Gipfelklippen aus Vulkangestein stehen unter Naturschutz. Von einer Aussichtsplattform hast Du einen fantastischen Weitblick in die südliche Oberlausitz bis nach Nordböhmen, ins Zittauer Gebirge und sogar bis zur Sächsischen Schweiz. Um auf die Plattform zu gelangen solltest Du gutes Schuhwerk tragen und für den kurzen, knackigen Aufstieg wirst Du mit einer genialen Aussicht belohnt. Danach kannst Du Dich in der Gaststätte Spitzbergbaude stärken oder die Nordseite des Berges im Rodelpark Oderwitz runterrodeln.  

Feinbäckerei Otto

Ehemaliges Chausseegelder-Einnehmerhaus

Herzenstipp: Der Kreis schließt sich in der Feinbäckerei Otto. In Oderwitz unterstützt man sich gegenseitig und schätzt die gute Qualität der Berthold Mühle. Bäckermeister Roman Otto ist noch ein Traditionsbäcker, der dem Teig Zeit zum Ruhen lässt. Er gilt als der beste Bäcker der Oberlausitz, davon haben wir uns selbst überzeugt! Als Bäckermeister in der 4. Generation backt er nach überlieferten schlesischen und Oberlausitzer Rezepten. Besondere Getreidesorten wie Waldstaudenroggen, Rotweizen oder Einkorn vermahlt er in der hauseigenen Getreidemühle selbst und sorgt dafür, dass Traditionen im Backhandwerk und alte Rezepte nicht in Vergessenheit geraten. 

Im Holzofenstübl wird jeden Dienstag und Donnerstag im altdeutschen Holzbackofen gebacken. Dann duftet die gemütliche Blockstube nach Nadelholz und frischem Brot. Hier werden auch auf Anfrage Vorträge über die interessante Geschichte des Hauses und die Backtradition gehalten. 

Roman Ottos Backkünste sind in der ganzen südlichen Oberlausitz bekannt und er hat viele Stammkunden die deutschlandweit über den Onlineshop seine guten Brote, Gebäck und Kuchen bestellen. Das traditionelle Backhandwerk und die gute Qualität der Rohstoffe schmeckt man einfach. So lecker und sättigend!

Info: www.otto-baecker.de



Dieser Beitrag enthält Werbung und entstand in Zusammenarbeit mit der Deutschen Fachwerkstraße und der Oberlausitzer Umgebindehausstraße.

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